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Friday, June 29, 2012

Super Mario und die alten Herren lassen Italien träumen - Sport1.de

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Der Stürmer ist nach dem Sieg über Deutschland überglücklich und preist einen Ex-Herzpatienten. Prandelli erklärt einen Trick.

Mario Balotelli wechselte 2010 von Inter Mailand zu Manchester City Lupe

Mario Balotelli wechselte 2010 von Inter Mailand zu Manchester City

Aus Polen berichten Mathias Frohnapfel
und Thorsten Mesch

Warschau - Mario Balotelli hatte Kopfhörer aufgesetzt, die extragroßen.

Ein TV-Reporter tippte ihn mit dem Mikro an, Balotelli lief weiter.

So als wäre nicht er der Matchwinner, Doppeltorschütze im EM-Halbfinale und Deutschland-Bezwinger, sondern ein anderer.

Ein Mitarbeiter aus Italiens Pressemitteilung stoppte ihn - zumindest vor den Zeitungs- und Onlinejournalisten. (DATENCENTER: Der EM-Spielplan)

"Der schönste Abend meines Lebens"

"Ich weiß nicht, ob das der Wendepunkt in meiner Karriere ist, es ist aber der schönste Abends meines Leben", jubilierte Balotelli nach dem 2:1-Triumph über Deutschland im EM-Halbfinale ( Bericht). (DIASHOW: Die Bilder des Spiels)

"Nach dem Spiel bin ich zu meiner Mutter und habe sie gedrückt. Das ist ein Moment, den ich seit langem erwartet habe. Zum Finale wird auch mein Vater kommen."

Wie ein geistesabwesender Professor hatte der 21-Jährige im Eröffnungsspiel gegen Spanien eine Großchance verpennt, sich den Ball schon einschussbereit vom Fuß stiebitzen lassen.

Italien liebt Balotelli wieder

"Vergogna" ("Schande") brüllten die Italiener damals, inzwischen aber haben sie nach drei Turniertreffern ihren "Super Mario" wieder ins Herz geschlossen haben.

Im Warschauer Nationalstadion hatte der Angreifer von Manchester City die Azzurri erst per Kopfball in Führung gebracht, ehe er mit einem fulminanten Schuss auf 2:0 erhöhte.

Balotelli riss sich das Trikot vom Leib und schrie seine Freude heraus. Ein imposantes und für die deutsche Abwehr furchteinflößendes Bild.

"Haben mich um meinen Körper beneidet"

"Sie haben sich aufgeregt, weil sie mich um meinen Körper beneidet haben", erklärte der exzentrische Stürmer und es ließ sich nicht herausfinden, ob er damit nur seine Gegenspieler gemeint hatte.

Seit seinem Tor beim 2:0 gegen Irland wirkt Balotelli wie ausgewechselt, kämpfte schon im Viertelfinale gegen England mit Löwenmut und powerte sich gegen Deutschland so aus, dass er nach 70 Minuten mit Krämpfen vom Feld musste.

Cassano: Nach Herz-OP die entscheidende Vorarbeit

Und natürlich vergaß er im Moment des Triumphs Antonio Cassano nicht. Der hatte ihm die Flanke zum ersten Treffer gegeben, "Fantastico. So kann das nur er", pries er Cassano.

Dass der Milan-Star überhaupt auf dem Platz stand, darf gerne als kleines Wunder gelten.

Im November musste "Fantantonio" am Herzen operiert werden, Cesare Prandelli nahm ihn trotz sechsmonatiger Pause mit zur EM.

DFB-Elf: Die große Leere

Prandelli als großer Genießer

"Das war die beste Partie von Antonio überhaupt“, stellte Italiens Coach jetzt anerkennend fest und bescheinigt seinem einstigen Problemkind "grandissima qualita" ("großartige Qualität").

Im feinen Anzug und entspannt wie nach einem deliziösen Fünf-Gänge-Menü plauderte Prandelli über sein Team und die Taktik gegen die im Turnier zuvor so starken "Tedeschi".

"Wir waren gut auf die deutsche Mannschaft vorbereitet. Wir wollten den Ball immer im Zentrum halten, und es war unser Vorteil, dass wir immer einen freien Spieler im Zentrum hatten."

Pirlo zerlegt deutsches Spiel

Dieser hieß - mal wieder - Andrea Pirlo.

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Und es war dem fußballerischen Sachverstand von Dänemarks Torwartlegende Peter Schmeichel geschuldet, dass Pirlo und nicht Balotelli die Auszeichnung als Spieler des Spiels mit in den Teambus schleppen musste.

Der Regisseur leitete - unterstützt vom nimmermüden Deutsch-Italiener Riccardo Montolivo - in seinem 87. Länderspiel Italiens engmaschiges Mittelfeld perfekt an.

"Wir haben eine großartige Leistung gebracht, jetzt hoffen wir auch auf ein gutes Finale", sagte Pirlo.

"Spanien ist Favorit"

Sein Trainer gestattete sich unmittelbar nach dem besten Länderspiel Italiens in seiner Amtszeit nur einen kurzen Ausblick auf Sonntag.

Dann folgt für ihn und seine Mannen in Kiew das Wiedersehen mit Welt- und Europameister Spanien.

Bereits im ersten Gruppenspiel duellierten sich die Teams und die "Squadra Azzurra" zeigte beim 1:1 dem Kontrahenten Grenzen auf.

"Spanien ist Favorit aufgrund der Erfahrung und Kontinuität. Sie haben lange dominiert. Aber jetzt ist auch Italien wieder da", sagte Prandelli kampfeslustig.

In der Heimat wurden seine Worte vergnügt aufgenommen.

Von Südtirol bis Sizilien feierten die Tifosi den Sieg, in Rom kletterten einige sogar in voller Montur in städtische Brunnen.

Staatspräsident Napolitano gratuliert

"Es gibt keine Worte dafür, um zu sagen, wie großartig ihr seid", frohlockte ebenfalls Staatspräsident Giorgio Napolitano, als er der Mannschaft per Telefon gratulierte.

Innenverteidiger Andrea Barzagli freute sich darüber.

"Wir werden uns jetzt erholen und denken dann an Spanien. Wir wollen das Turnier in Schönheit vollenden", sagte der Ex-Wolfsburger SPORT1.

Buffon sauer

Nur ein Italiener hatte an dieser Warschauer Sommernacht miese Laune und zeterte schon auf dem Feld laustark: Gigi Buffon.

"Ich war wütend, weil wir in den letzten Minuten mit dem Feuer gespielt haben", sagte Italiens Torhüter.

EURO 2012 Torschützen

1. Platz (Stand 28.06.2012)

3 Tore: Mario Balotelli (Italien)

1. Platz (Stand 27.06.2012)

3 Tore: Mario Gomez (Deutschland)

1. Platz

3 Tore: Cristiano Ronaldo (Portugal)

1. Platz

3 Tore: Alan Dsagojew (Russland)

1. Platz

3 Tore: Mario Mandzukic (Kroatien)

6. Platz

2 Tore: Xabi Alonso (Spanien)

6. Platz

2 Tore: Andreij Schewtschenko (Ukraine)

6. Platz

2 Tore: Vaclav Pilar (Tschechien)

6. Platz

2 Tore: Nicklas Bendtner (Dänemark)

6. Platz

2 Tore: Cesc Fabregas (Spanien)

6. Platz

2 Tore: Fernando Torres (Spanien)

6. Platz

2 Tore: Petr Jiracek (Tschechien)

6. Platz

2 Tore: Michael Krohn-Dehli (Dänemark)

6. Platz

2 Tore: Zlatan Ibrahimovic (Schweden)

6. Platz

2 Tore: Dimitrios Salpingidis (Griechenland)

"Wenn Deutschland das 2:2 macht, gewinnen sie in der Verlängerung 9:2. Ich bin einer der älteren unter vielen jungen Spielern und manchmal muss ich den anderen deshalb auf den Keks gehen."

Kurz darauf hatte sich auch Buffon beruhigt und berichtete, dass er sich nach Italiens Sieg im Elfmeterschießen über England anderthalb Stunden auf Youtube die Jubelvideos aus dem ganzen Land angesehen hatte.

Sollten die Azzurri auch Spanien in die Knie zwingen, dürfte ihm eine ziemlich kurze Nacht bevorstehen.

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