Essen. âOhne Kultur geht die Gesellschaft vor die Hundeâ - davon ist Mello Bündgen überzeugt. âUnd damit meine ich nicht, einfach ins Kino gehen, sondern selbst kreativ werdenâ, stellt der 29-Jährige fest. Er selbst ist für diesen Ansatz durchaus ein gutes Vorbild: Als Musiker, Hörspielproduzent und neuerdings auch Filmemacher hinterlässt er im popkulturellem Leben der Stadt Spuren.
Seit über 14 Jahren macht Mello Bündgen live Musik. âZeitweise habe ich in sieben Bands gleichzeitig gespielt, das hieà jeden Tag proben.â Inzwischen ist nur noch eine geblieben: âLakituâ heiÃt die Punkrock-Formation - ein Name, der dem Videospieluniversum âSuper Marioâ entsprungen ist. âIch mag nerdige Namenâ, lächelt er.
Nicht minder ânerdigâ ist das zweite Hobby, auf das Bündgen vor einiger Zeit gestoÃen ist: Hörspiele. Für ihn war dies ein Schritt in eine neue kreative Ausdrucksform: âTechnisch ist die Produktion eines Hörspiels kein groÃes Ding, wenn man vorher viel Musik gemacht hatâ, verrät Bündgen, âaber ich habe schnell bemerkt, dass ich viel von dem, was ich erzählen will, besser in eine Geschichte packen kann als in ein Lied.â Der Weg zum Filmen war da nur noch ein kleiner. Experimente liegen ihm diesbezüglich, vom Trash-Zombiestreifen bis zum Stummfilm.
Start im Weststadthallen-Café
Der Ãffentlichkeit vorgestellt hat er seine Werke beim ersten, von ihm mitinitiierten âVideo Rodeoâ im Weststadthallen-Café im März dieses Jahres. Der Erfolg war überwältigend, freut er sich: âÃber 150 Besucher, damit haben wir nicht gerechnet.â Dabei war es ihm klar, dass er eine âMarktlückeâ entdeckt habe. âEs gibt zwar Kurzfilmtage in Oberhausen und Dortmund, aber die haben eine nationale Ausstrahlungâ, stellt er fest. Das âVideo Rodeoâ soll dagegen gezielt Filmemacher aus dem Ruhrgebiet ansprechen. âIch bin hier halt verwurzelt.â
So verwundert es nicht, das sein Engagement stets lokaler Natur ist. Vor einigen Jahren rief er mit vier Freunden das Internetportal âEssen rocktâ ins Leben: Musiker und Bands der Stadt konnten sich hier in einem Forum austauschen. âDurch Facebook sind Foren wohl etwas aus der Mode gekommenâ, begründet er, warum diese Seite inzwischen eingestellt worden ist
Nichtsdestotrotz greift er dem Jugendamt aktiv bei der Gestaltung der Seite âtownload-essen.deâ unter die Arme, quasi der inoffiziellen Nachfolgeseite von âEssen rocktâ. Darüber hinaus organisiert er die Konzertreihe âtownload präsentiertâ in der Weststadthalle. âIch fände es toll, wenn die Essener Musikszene besser zusammenwachsen würdeâ, sagt er. âAber ich habe das Gefühl, dass unter den Bands hier zu viel Konkurrenzdenken herrscht.â
Der geborene Autodidakt
Geld sieht Bündgen für seine vielfältigen Projekte übrigens kaum. Filme, Songs und Hörspiele sind etwas auf www.kindheitstrauma.de down-loadbar â" âgratis, aber nicht umsonstâ, wie er betont. Aber in professionelle Bahnen konnte er seine Talente bislang nicht lenken. Gerne würde er einen festen Job im Bereich der Sozio- oder Jugendkultur haben, doch geklappt hat das bisher nicht. Vielleicht ist sein holpriger Lebenslauf dran schuld. âIch habe die Schule abgebrochenâ, gibt er zu. Klassischer Frontalunterricht sei nichts für ihn â" âich bin der geborene Autodidakt.â Immerhin: 2010 holte er sein Fachabitur nach und inzwischen konnte er einige Imagefilme, zum Beispiel für die Volkshochschule Essen verkaufen.
Doch zunächst steht wieder ein Film an- âEin Zombiefilm ohne Zombiesâ schwebt ihm vor. Wie soll das gehen? âMan hört sie nur und sieht sie nichtâ. Na, klingt ja fast wieder wie ein Hörspiel.

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