Er ist gross. Er ist stark. Er ist schwarz. Die Frauen liegen Super Mario zu Füssen und dürfen wieder hoffen. Seit kurzem ist Balotelli wieder Single. Vom Show-Girl Raffaella Fico hat er sich getrennt.
Bei seinem Nackedei-Torjubel nach dem 2:0 gegen Deutschland erstarrt ganz Europa in Ehrfurcht. «Er ist ein Strassenköter», lamentierte Experte Mehmet Scholl. Balotelli, der wilde Glamour-Hund, hat die braven deutschen Buben erbarmungslos aus dem Turnier gejagt.
Wo der Köter laufen lernten
Bagnolo Mella in der Provinz Brescia in Italien. Hier hat der «Köter» laufen gelernt, bevor ihn seine ghanaischen Eltern Thomas und Rose Barwuah als Dreijährigen zur reichen Familie Balotelli abgeschoben haben. BLICK begibt sich auf Spurensuche.
Eine staubige Hauptstrasse und viele kleine Gassen hat das rund 13000-Seelen-Kaff. Es ist 37 Grad. Aus den Mülltonnen dampft der Gestank von vergammeltem Fisch.
Via Solferino 25. Hier hat Mario einst gelebt. Damals hiess Balotelli noch Barwuah wie seine leibliche Familie. Er war ein schwaches Kind, hatte gesundheitliche Probleme. Durch mehrere Operationen haben die Ãrzte sein Leben gerettet.
Heute wohnt eine italienische Familie im rosa Haus. Die Frau hat Angst. Sie will die Tür nicht öffnen. Signorina Urselli, die Nachbarin zaudert ebenfalls. «Ich kenne Marios Geschwister gut», erzählt sie zögerlich, während sie mit zitternden Händen Kette raucht. Marios Bruder Enoch und die jüngste Schwester Angel gingen bei den Ursellis ein und aus.
Er kam mit dem Porsche zurück
Beim Thema Super-Mario stockt sie. «Ich bin befangen, und er war noch so klein, als er uns verlassen hat.» Plötzlich fasst sich Urselli doch ein Herz. «Er kam oft zurück später. Meistens sonntags. Dann fuhr er mit seinem Porsche vor und brachte viele Geschenke.»
Wie das? Kaum 18, hat sich Italiens neuer Superstar von seiner leiblichen Familie losgesagt: «Sie sind bloss auf der Jagd nach Ruhm und Geld.» Die weissen Pflegeeltern Silvia und Francesco Balotelli, die ihn im nahe gelegenen Städtchen Concesio aufgenommen haben, seien seine einzigen richtigen Eltern.
Signorina Urselli schüttelt nur den Kopf und nennt die Adresse einer Sozialsiedlung. Dahin sind Balotellis leibliche Eltern vor drei Jahren gezogen.
Via Antonio Gramsci 178. Gibt es hier eine Erklärung für Balotellis mysteriöse Familiengeschichte? Es ist schmutzig, die Wände sind verschmiert. Die Monatsmiete: 500 Euro für eine Vierzimmerwohnung. Ein Nachbar öffnet die Eingangstür und weist zum Apartment 28. «Balotelli», murmelt er. Das Klingelschild ist mit Kaugummi überklebt.
Niemand öffnet. Aus der Nachbarwohnung tönt Kindergeschrei. Der 17-jährige Mactar aus Senegal grüsst verschüchtert. Seine beiden kleinen Brüder linsen um die Ecke.
Drinnen läuft der FernÂseher. Balotellis Tore in einer Endlosschlaufe. Auch Mactar ist ein Fussball-Talent.
Was ist mit Mario? Kommt er wirklich immer wieder heimlich zu Besuch bei seinen leiblichen Eltern, obwohl er sich von ihnen losgeschworen hat? «Ja, das ist wahr», erklärt Mactar feierlich. «Er war mindestens zehn Mal pro Jahr da. Den Porsche hat er immer auf dem Trottoir oder den Behindertenparkplätzen geparkt.» Als Beweis schleppt der Teenager ein Foto an. Es zeigt ihn mit Balotelli und dessen leiblicher Mutter Rose. «Ich habe ihn im Gang getroffen. Er hat mir gesagt, wenn ich im Fussball etwas erreichen will, dann muss ich die Treppe statt den Lift benutzen.»
Das grösste Geheimnis hat sich Mactar noch aufgespart. «Mario hat seine Eltern nach England geholt. Darum sind sie nicht mehr hier.»
Und tatsächlich, der Bub hat recht. BLICK-Recherchen ergeben: Mutter Rose, Vater Thomas und Bruder Enoch sind kürzlich nach WythenÂshawe in den Süden Manchesters gezogen, um Mario wieder näher zu kommen. Damit es nicht aussieht, als ob sie hinter seinem Geld her seien, leben sie in einem herunterÂgekommenen Haus für nur 550 Pfund pro Monat.
Marios erster Bolzplatz
Mario wird oft in der Nähe gesehen und geht auch für seine Mutter einkaufen. Ist es die wiedergewonnene Familienbande, die Super Mario an dieser EM so stark macht?
Mactar will unbedingt noch den Bolzplatz zeigen. Auch Nationalheld Balotelli hat hier einst als Knirps gekickt. Der Platz ist verdorrt, die Tore sind instabil. Der Senegalese stürmt trotzdem los und drischt den Ball aus 25 Metern ins Lattenkreuz. Jubelnd kommt er angerannt. «Heute kommt ihr wegen Balotelli â" in drei Jahren wegen mir.»
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