Mit seinen zwei Treffern schoss Balotelli die Italiener ins EM-Finale am Sonntag gegen Spanien
Warschau. Die Pose von Mario Balotelli war imposant. Nach seinem zweiten Treffer beim 2:1 gegen Deutschland im EM-Halbfinale riss sich der italienische Nationalstürmer das Trikot vom Leib und spannte die Muskeln seines Oberkörpers an. Der Exzentriker - so genial wie launisch - war in Warschau doppelt zur Stelle und traf Fußball-Deutschland ins Herz. Für die Szene sah der 21-Jährige zwar die Gelbe Karte, doch er konnte die Verwarnung verschmerzen, weil er seine Nerven in diesem Spiel im Griff hatte.
"Super-Mario" statt "Mad Mario". Seine beiden Treffer (20. Minute/36.) führten die Squadra Azzurra ins EM-Endspiel am Sonntagabend in Kiew (20.45 Uhr MESZ, ZDF) gegen Titelverteidiger Spanien - und sie besiegelten das deutsche Ausscheiden.
Balotelli nahm damit auch Revanche an Manuel Neuer. Bei ihrem letzten EM-Duell vor rund drei Jahren hatte der deutsche Keeper den Italiener schier zur Verzweiflung gebracht. 90 Minuten lang ballerte er im Halbfinale der U21-EM 2009 aus allen Lagen auf das deutsche Tor, aber Neuer parierte einfach alles. Am Ende gewannen Deutschlands Junioren mit 1:0 und holten später im Finale gegen England den Titel. Doch diesmal lief es anders. Erst in der 68. Minute war die Balotelli-Show vorbei - von Krämpfen geplagt wurde der England-Legionär gegen Antonio Di Natale ausgewechselt.
Der Angreifer von Manchester City hat Talent en masse. Seine Schusskraft ist gewaltig, dennoch ist der athletische Stürmer im Strafraum flink und wendig. Mit 17 debütierte Balotelli in der Serie A bei Inter Mailand, mit denen er dreimal Meister und auch Champions-League-Sieger gegen den FC Bayern wurde. Mit Manchester City holte er in dieser Saison Pokal und Meisterschaft.
"Mario ist als Stürmer kraftvoll und unberechenbar. Nur leider macht er ab und an eben ein paar Dummheiten", sagte Verteidiger Leonardo Bonucci während des Turniers über Balotelli, der als Sohn ghanaischer Immigranten, geboren in Palermo, bei einer Pflegefamilie in Brescia aufwuchs. "Tief in seinem Herzen ist Mario ein Goldjunge. Das hat sich diesmal wieder gezeigt", verteidigt Nationaltrainer Cesar Prandelli ihn wie ein stolzer Vater.
Balotellis zweifelhafter Ruf kommt nicht von ungefähr - das Sündenregister des Exzentrikers mit der Hahnenkamm-Frisur ist lang. Er zerlegte Sportwagen, warf Dartpfeile auf Jugendspieler, verpasste seinem Gegenspieler Scott Parker im Ligaspiel gegen Tottenham ein Stollenabdruck im Gesicht, prügelte sich mit einem Mitspieler um einen Freistoß und warf den Inter-Fans sein Trikot vor die Füße.
Doch bei dieser EM war von dem schlechten Image wenig zu sehen. Auch wenn Balotelli beim 2:0 gegen Irland im letzten Vorrundenspiel nach seinem Traumtor zum Endstand in Richtung Trainerbank pöbelte. Aber Leonardo Bonucci war zur Stelle und hielt dem Hünen den Mund zu. Gestern Abend war Balotelli der Held. Die Tifosi feierten ihn bis spät in die Nacht.
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