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Wednesday, July 18, 2012

Super Mario 3D Land - qwertz.net

Er springt und springt und springt... Jump’n’Runs haben als eigenständige Gattung eigentlich fast ausgedient. Fast! Denn die größte Ikone des Genres interessiert das nicht die Bohne. Zu jeder neuen Nintendo-Konsole gehört ein waschechter „Mario“-Hüpfer wie Hadokens zu „Street Fighter“. Und jedes Mal schaffen es die Japaner wieder, destillierten Spielspaß auf das Medium zu quetschen und die Massen in Begeisterung zu versetzen. Wie machen die das nur?


Der schlichte Name des nächsten Klempnerabenteuers lautet „Super Mario 3D“, welches noch in diesem Jahr exklusiv für den Nintendo 3DS erscheinen soll und die Verkäufe des Gerätes dann endgültig richtig anheizen dürfte. Dabei handelt es sich noch um einen Arbeitstitel. Das Spiel wird später anders heißen. Entwickler Miyamoto ließ schon durchsickern, dass es etwas mit dem berühmten Tanuki-Schwanz zu tun haben wird, welcher auch das Logo ziert. Wenn ihr mich fragt, ist der Name aber jetzt schon perfekt und verbindet mit seiner prägnanten Formulierung perfekt klassische Schlichtheit mit dem entsprechenden Hinweis auf moderne Einflüsse, ganz so wie auch das Gameplay des mobilen Jump’n’Run-Spaßes ausgelegt ist.

Anders als mit „The Legend Of Zelda â€" Ocarina Of Time 3D“, „Super Mario 64 DS“ oder den zahllosen „Super Mario“-Neuauflagen für den GameBoy Advance bekommen wir endlich gleich ein völlig eigenständiges, neues Mario-Spiel, kein Remake, kein Port, keine Geldschneiderei. Auf den ersten Blick erinnert „Super Mario 3D“ dabei natürlich stark an die dreidimensionalen Konsolen- Teile wie „Super Mario 64“ oder besonders „Super Mario Galaxy“. Die Grafik wirkt auch hier sehr klar, scharf, farbenfroh und putzig animiert. Allerdings sind die Szenarien wieder klassischer als etwa im Urlaubs-Flair verströmenden „Super Mario Sunshine“ oder eben dem prachtvollen „Galaxy“, weswegen sich die Atmosphäre etwas unterscheiden dürfte. Wagt man jedoch einen detaillierteren Blick, schreit alles an dem Spiel nach „Super Mario Bros. 3“. Und dieser Schrei wird sicher freudig aufgenommen, gilt der NESMeilenstein doch unter vielen Fans immer noch als das beste Mario-Jump’n’Run überhaupt.

Dieser Mix aus Altbewährtem und neuen Elementen zieht sich durch das ganze Design und dürfte für ein frisches Spielgefühl sorgen. Der Fokus liegt wie in Gründungstagen auf kurzen, kniffligen Leveln, in denen es darum geht, lebend das Ende zu erreichen, markiert durch den berühmten Flaggenmast, der schon in „New Super Mario Bros. (Wii)“ sein Revival feiern durfte. Damit steht „Super Mario 3D“ deutlich in der Tradition seiner eigenen Wurzeln und anderer puristischer Hüpfspiele wie dem Steam-Knaller „Super Meat Boy“. Große, ausladende Gebiete, mit zahlreichen Aufgaben und Rücksetzpunkten werdet Ihr also nicht finden. Dieser Ansatz scheint mir ideal für ein Handheld-Spiel und dürfte von der Zehn-Minuten-Mittagspausenrunde bis zu durchzockten Nächten wieder alle Spielzeiträume bedienen. Für ganz Motivierte sind in jedem Level drei Sternenmünzen versteckt, die Ihr erstmal finden und dann auch bergen müsst, was schon in „New Super Mario Bros. (Wii)“ all Euer Pad-Geschick erforderte und sich wie so oft als enormer Spielspaß-Pusher herausstellte. Überhaupt könnte der Titel wieder recht anspruchsvoll werden, denn eine Energieleiste wie zuletzt entfällt. Mario kann einen Treffer einstecken, wird dann vermutlich schrumpfen und beim nächsten über die Klinge springen.

Besonders interessant ist die Wahl der Perspektive beziehungsweise der Perspektiven. Mal seht Ihr das Geschehen aus der gewohnten Seitenansicht, dann rennt Ihr wieder in die Tiefe und im nächsten Moment lenkt Ihr Marios Aktionen aus einer schrägen Draufsicht. Dabei scheint die Kamerabewegung immer festgelegt zu sein. Selbst drehen dürft Ihr sie offensichtlich nicht. Dass mit kürzeren Leveln und der simpleren Ausrichtung die Vielfalt auf der Strecke bleibt, müsst Ihr jedoch nicht befürchten. Hinter dem Programm steckt das gleiche Team wie schon bei den „Galaxy“-Teilen. Und das scheint ein Kreativitätsabo mit dem Gott des Einfallsreichtums abgeschlossen zu haben. So führt Euch zum Beispiel eine grüne Röhre direkt zu einem bildschirmfüllenden Plateau in Pilzform, welches Ihr aus der Vogelperspektive meistern müsst. An anderer Stelle dirigiert Ihr den Klempner, ebenfalls von oben, durch einen deutlich von „Zelda“ inspirierten Abschnitt, in dem Ihr etwa mittels Feuerblume die Fackeln in den vier Ecken eines Raumes entzünden müsst. Das ist Nintendos äußerst sympathische Methode, mit feinen Gags das 25-jährige Jubiläum der beliebten Action-Adventure-Reihe zu feiern. Wo andere Genres zudem noch Jump’n’Run-Elemente in sich tragen, ist es hier ein Jump’n’Run, welches sich ausgelassen, aber nie übertrieben bei anderen Gattungen bedient.
Entsprechend der unterschiedlichen Blickwinkel wird Mario mit dem Slide-Pad gesteuert und beherrscht fortgeschrittene Aktionen wie den Wall Jump, die Stampfattacke oder das Balancieren auf Seilen. Andere Talente, etwa der Dreiersprung oder die Fähigkeit, sich an Kanten festzuhalten, wurden â€" vermutlich im Sinne des wieder etwas simpler gestrickten Gameplays â€" gestrichen. Dafür beherrscht Mario nun eine Vorwärtsrolle und kann wie in alten Tagen per B-Knopf einen beachtlichen Sprint hinlegen und so seine Sprungweite entscheidend erhöhen. Apropos „gute, alte Zeit“: Die erwähnten „Super Mario Bros. 3“-Anspielungen finden sich an jeder Ecke und deuten stark darauf hin, dass der Titel womöglich darauf Bezug nimmt. Es gibt weiße Trampolinsteine mit Notensymbolen, kanonenbestückte Luftschiffe und Bosskämpfe gegen Bowsers Sippschaft. 

Der wichtigste Rückbezug ist aber ganz klar das legendäre Tanuki-Kostüm (Was im Übrigen ein Marderhund ist und kein Waschbär, und die einen bedeutenden Platz in japanischen Fabelerzählungen einnehmen und aufgrund häufiger Darstellungen mit riesigen Hoden auch als AreaGames-Hunde [Canis lupus areagamsus] bezeichnet werden. Ja, ja, hier könnt Ihr noch was lernen. Unsere Filmempfehlungen zum Thema: Der Anime „Pom Poko“ und „Johannes Krohn’s Cockosaurus 2 â€" Hodosaurus' Return“). Der puschige Anzug mit Streifenschwanz gibt Mario Widerstandskraft für einen zusätzlichen Treffer, ermöglicht es ihm aber vor allem, damit Gegner und Blöcke wegzuhauen und etwa die Fragezeichen-Kästchen auch von der Seite zu öffnen, sowie seine Sprungentfernung weiter auszudehnen, indem Ihr im Fall den A-Knopf gedrückt haltet, was seinen Sturz etwas abbremst. Anders als früher könnt Ihr damit jedoch nicht fliegen oder Euch in eine unzerstörbare Statue verwandeln. Items wie das Blatt für den Tanuki- Anzug oder die bewährte Feuerblume könnt Ihr wieder speichern und über den Touchscreen aus dem Inventar holen, wann immer Ihr es für angemessen haltet.
Beim Level- und Gegner-Design verquirlt Nintendo ebenfalls Elemente aus allen „Mario“-Generationen und mischt neue Kreationen unter. Die Unterwasserabschnitte aus der Seitenansicht etwa forcieren wieder munteres A-Knopf-Malträtieren wie in den Achtzigern. Unter den neuen Gesichtern konnte man bislang Gumbas ausmachen, die ebenfalls einen Tanuki-Schwanz tragen, oder schwarze Piranha-Blumen, die Tinte gegen die virtuelle Kameralinse spucken, die Euch dann wie in „Mario Kart DS“ zeitweise die Sicht erschwert. Der 3D-Effekt soll Euch in der Theorie dabei bessere Entfernungseindrücke vermitteln, wird bei in die Tiefe scrollenden Leveln oder stachelbewährten Säulen, die aus dem Hintergrund auf Euch zukommen, aber wohl vor allem für Schauwerte sorgen.

Bislang vermag „Super Mario 3D“ nicht die in jedem Bereich überbordende Üppigkeit eines „Galaxy“ vorzuweisen. Doch das ist ja auch gar nicht das Ziel. Wer jemals eines der klassischeren Marios gespielt und für gut befunden hat, wird wohl wie ich keinerlei Zweifel hegen, dass hier wieder eine zündende Spielspaßbombe auf uns zufliegt. Das Einzige, was dem Titel seinen Hit-Stempel verwehren könnte, wäre ein zu geringer Umfang und ein zu niedriger Schwierigkeitsgrad. Doch derlei Skepsis lasse ich gar nicht erst zu. Weihnachten wird super!

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