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Thursday, July 12, 2012

Play it right! - De:Bug

Die DE:BUG-Serie

Teil 1: Yumiko Kanki, Naoto Ishida â€" Big Blue (F-Zero, 1992)

Computerspiele sind mehr als nur Spiele. Natürlich machen sie gerade wegen ihrer Mechanik und erstaunlichen Bilderwelten Spaß, die Seele des Games steht und fällt aber mit seinem Soundtrack. Hätte Tetris wirklich so viel von unserer Lebenszeit aufgebraucht, wenn es stumm gewesen wäre? Oder Super Mario? Jeder beherzte Spieler weiß, dass die Entwickler nicht einfach nur Pophits importieren können, damit das Spiel ordentlich mitreißt. Die verqueren Settings und die komplexen Regeln der Spiele drängen Musikproduzenten schon seit Jahrzehnten gehäuft zu stilistischen Experimenten, die sich von den Standards der Musikindustrie wegbewegen und an die Grenzen der Hörgewohnheiten gehen. In unserer Serie stellen wir Game-Tracks vor, die Genregrenzen sprengen, eine spannende Geschichte erzählen oder einfach nur genial komponiert sind. Heute geht es um Big Blue, eine 8-bittige Rockhymne von F-Zero, dem ersten Future-Racer überhaupt.

Wir schreiben das Jahr 2560. Die Menschheit ist auf gut gesinnte Aliens gestoßen und hat sich über Galaxien hinweg vernetzt. Es herrscht großer Wohlstand. Um wieder etwas Spannendes zu erleben, veranstalten übersättigte Superreiche eine neue Art der Formel 1 namens F-Zero und lassen dafür auf ungenutzen Planeten gefährliche Rennstrecken errichten. Hunderte Fahrer stehen mit ihren fliegenden Wagen am Start und wollen den billionenschweren Preis abräumen, der ihr Leben für immer verändert.

Alle trueschooligen Racer-Freaks: Put your hands in the air! F-Zero hat Rennspiele maßgeblich zu dem gemacht was sie heute sind und gleichzeitig das Genre Future-Racer eingeführt. Und: Es hat Musik, die schon zwei Jahrzehnte lang abgefeiert wird. Kein Wunder auch, denn die krassen Wettrennen mit wahnwitzigen Hochgeschwindigkeiten von über 500 km/h wären nur halb so beeindruckend, wenn die Tracks mal im Vorbeigehen geschrieben worden wären. Yumiko Kanki und Naoto Ishida haben ganze Arbeit geleistet und das beste aus dem Super Nintendo rausgeholt, um die wenigen Pixel zu vollem Leben zu erwecken und jeder Strecke ihren eigenen Charakter zu geben. Der 8-Bit-nahe Soundtrack besteht hauptsächlich aus schnell gespieltem, treibenden Rock, teilweise Hardrock, der von ausgefallenen synthetischen Melodien begleitet wird.

Big Blue ist eines der Stücke, die am meisten im Gedächtnis bleiben. Innerhalb einer Minute wird energiegeladene Tanzkraft aufgebaut und erstaunlich variert. Im Zentrum steht ein heroisches und wendiges Sweep-Sound-Solo, das sich immer weiter verdreht und versucht sich selbst zu übertreffen. Das wird zunächst mit upliftenden Dancechords vorbereitet und dann durch Orgel- und Horneinwürfe und wellenschlagendem E-Piano bereichert. Alles durchgehend untermauert von einem treibenden Slappbass und einem rockigen Beat, bei dem man einfach mithüpfen will.

Alles weitere erledigt die Platzierung des Songs im Game: Gespielt wird der Track bei der zweiten Strecke der ersten Liga, die mitten in einen endlosen Ozean hineingebaut ist, auf einem Planeten, der fast nur aus Wasser besteht. Da assoziiert man schnell das berauschende Lebensgefühl der Surfkultur. Aber auch die Strecke selbst trägt zur Elektrizität des Songs bei. Sie ist schmal und voll mit verheerenden Kurven, bei dem in nur wenigen Augenblicken der Unachtsamkeit das Fahrzeug explodieren kann. Track und Strecke gehen eine perfekte Synergie ein.

Bleibt nur die Frage, warum uns gerade die Version aus den frühen 1990ern kickt, wo es doch zahlreiche Neuauflagen mit richtigen E-Gitarren gibt? Seitdem das Spiel so ein Erfolg wurde, gab es zugegeben immer wieder verbesserte Varianten, die Stück für Stück an die Speicherkapazitäten der nächsten Konsolengeneration angepasst wurde. Über das Nintendo 64 bishin zum Nintendo Gamecube. Die Antwort: In der Roughness liegt die Kaft. Wir empfinden nur die SNES-Version wirklich als befriedigend. Die ist von ihrer Instrumentierung her nicht verwässert und stellt am besten die feinen Nuancen der Komposition heraus. Gerade der rockig gespielte Sweep erweckt wirklich glaubhaft ein Gefühl für diese wilde, etwas altmodisch wirkende Zukunftsvision. Das gelingt dem organischen Rocksound weniger.

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