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Monday, July 30, 2012

Börse ist gespannt auf Aktionen von "Super Mario" - Welt Online

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EZB senkt Leitzins auf Rekordtief

Börse ist gespannt auf Aktionen von "Super Mario"

Börsenhändler setzen große Hoffnungen auf die Entscheidungen des EZB-Präsidenten zur Stabilisierung des Euro. Sollte die EZB Anleihen aufkaufen, sehen die Händler den Dax bei 7200 Punkten.

Börsenhändler setzen große Hoffnungen auf die Entscheidungen des EZB-Präsidenten zur Stabilisierung des Euro. Sollte die EZB Anleihen aufkaufen, sehen die Händler den Dax bei 7200 Punkten.

Notenbankchef Mario Draghi hat sich weit aus dem Fenster gelehnt: "Innerhalb unseres Mandats ist die EZB bereit, alles Erforderliche zu tun, um den Euro zu erhalten. Und glauben Sie mir, das wird ausreichen."

Die Bundesregierung sieht angesichts möglicher weiterer Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) keinen Grund für Kritik an der Notenbank. "Natürlich hat die Bundesregierung volles Vertrauen in das unabhängige Handeln der EZB", sagte Vize-Regierungssprecher Georg Streiter in Berlin. Die EZB erfülle ihre Pflicht und die Politik habe die notwendigen Instrumente geschaffen.

Investoren rätseln nun darüber, was genau Draghi am kommenden Donnerstag im Anschluss an die EZB-Ratssitzung ankündigen wird, um der Spekulation gegen die Euro-Zone endgültig das Wasser abzugraben.

Viele Börsianer gehen davon aus, die Frankfurter Währungshüter unbegrenzt Anleihen schuldengeplagter Staaten wie Spanien oder Italien aufkaufen werden. Das haben sie in der Vergangenheit zwar auch schon getan, anschließend aber immer die entsprechende Summe dem Geldkreislauf entzogen, um eventuellen Inflationsgefahren entgegenzuwirken.

Szenario I: Unbegrenzte Anleihenankäufe

EZB-Chef Mario Draghi setzt sich gegen den Widerstand der Bundesbank durch und verkündet, dass seine Notenbank in unbegrenztem Umfang Bonds von Euro-Staaten aufkaufen wird. Damit würde ein Anstieg der Renditen gestoppt, der die Finanzmisere der europäischen Krisenstaaten noch verstärkt.

"Wenn Draghi so etwas ankündigt, steigt der Dax aus dem Stand auf 6900 Punkte", prognostiziert ein Börsianer. Nach einem kurzen Rücksetzer werde er dann die Marke von 7000 Punkten in Angriff nehmen. Auch ein Test des bisherigen Jahreshochs von 7194,33 Zählern sei möglich.

"Die italienischen und spanischen Aktienmärkte werden voraussichtlich sogar noch stärker profitieren", sagt Aktienstratege Matthias Thiel von MM Warburg. Diese Erholung sei aber sicher nur kurzfristig, warnt er. "Mittelfristig bremst die Abkühlung der globalen Konjunktur."

Auch bei spanischen und italienischen Staatsanleihen könne mit einer deutlichen Entspannung gerechnet werden, fügt Thiel hinzu. "Am wirkungsvollsten wäre eine Festlegung auf Rendite-Obergrenzen. Dies würde den geringsten Einsatz der EZB erfordern." Denn viele Investoren würden von der Spekulation gegen diese Staaten umgehend ablassen, weil sie wüssten, dass die Notenbank die Rendite-Ziele bei Bedarf um jeden Preis verteidigt.

Den Euro sehen Börsianer in diesem Szenario ebenfalls im Aufwind. Der Umfang des Kursgewinns hänge aber neben der EZB aber auch von einer eventuellen erneuten Lockerung der US-Geldpolitik (QE3) ab.

Szenario II: Zinssenkung

Die EZB verzichtet auf die Ankündigung unlimitierter Anleihekäufe und entschließt sich stattdessen für eine Zinssenkung, zur Ausgabe neuer langfristiger Billig-Kredite für den Bankensektor oder für andere Maßnahmen.

"Alles andere als unlimitierte Anleihekäufe wären eine Enttäuschung", betont Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. Für den MM Warburg-Strategen Thiel ist ein konkreter Ausblick auf geplante Aktionen der EZB das Minimum. Anleihekäufe sollten aber auf jeden Fall zu dem Maßnahmenpaket gehören.

Sollte die EZB die hoch gesteckten Erwartungen enttäuschen, würden Dax und Euro Börsianern zufolge mindestens die Kursgewinne seit den Draghi-Äußerungen vom vergangenen Donnerstag wieder abgeben. Der Leitindex könnte unter die bei knapp 6400 Punkten liegende 200-Tage-Linie rutschten, wodurch weitere Verkaufsaufträge ausgelöst würden.

Helaba-Analyst Ulrich Wortberg sieht den Euro dann sogar bis auf 1,1875 Dollar zurückfallen â€" das Tief vom Juni 2010. Er bezweifle, dass die EZB, mit welchen Maßnahmen, auch immer die Gemeinschaftswährung aus ihrem Abwärtstrend befreien könne. Schließlich würden die Probleme der Euro-Zone damit nicht gelöst.

Auch bei spanischen und italienischen Bonds müsse dann mit einem Kursrutsch gerechnet werden, prognostizieren Finanzmarkt-Experten. Die Renditen der zehnjährigen Titel würden wieder in Richtung ihrer bisherigen Rekordhochs von 7,781 beziehungsweise 6,704 Prozent marschieren.

Draghi trifft Weidmann

Angesichts der eskalierenden Euro-Krise werden sich EZB-Chef Mario Draghi und Bundesbankchef Jens Weidmann voraussichtlich kurz vor der nächsten EZB-Ratssitzung abstimmen. Aus Zentralbankkreisen verlautete, es gehe bei dem Treffen vor der Zinssitzung am Donnerstag um einen "Gedankenaustausch bei einer Tasse Kaffee".

Die Bundesbank wollte sich nicht zu dem Bericht äußern. Das Treffen dürfte nach Ansicht von Beobachtern Gelegenheit geben, Differenzen über den weiteren Kurs der EZB in der Euro-Krise beizulegen.

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