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Friday, April 20, 2012

Revolution im Louvre: Super Mario trifft Mona Lisa - FOCUS Online

Der Louvre ersetzt seine veralteten Audioguides durch die multifunktionale Nintendo 3DS. Ziel ist, die Kunstwerke so real wie möglich zu rekonstruieren â€" und junges Publikum anzusprechen.

Der Louvre in Paris, das sind 35 000 Kunstwerke auf 60 000 Quadratmeter. Klassische Hochkultur in einem Prachtbau, der im 16. Jahrhundert für die Könige erbaut wurde. Nun lässt er auch mit modernstem Gerät spielen : Nachdem das bekannteste Museum der Welt vor einigen Jahren schon eine iPhone-Applikation auf den Markt gebracht hat, wurden nun die 2000 schwerfälligen Audioguides durch 5000 multifunktionale Nintendo 3DS ersetzt.

So real wie möglich

Warum gerade ein Spielgerät, das vor allem Kinder und Jugendliche fasziniert und meilenweit entfernt scheint von Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer oder Tizian? „Die Nintendo ist ein zentrales Objekt im Alltag vieler unserer Besucher, von denen die Hälfte jünger als 30 Jahre alt ist „, erläutert Agnès Alfandari, Multimedia-Chefin des Louvre. Vor allem zwei Eigenschaften gaben den Ausschlag für die Zusammenarbeit mit dem Spielzeug-Hersteller: Zum einen sind die Geräte einfach zu bedienen. Zum anderen â€" und das ist der Mehrwert â€" können sie sowohl Gemälde als auch Skulpturen in ihren Einzelheiten zeigen.

Ganz ohne lästige 3D-Brille können die Besucher die spektakulärsten Statuen und Gemälde dreidimensional auf dem Bildschirm betrachten. Rückansichten von Skulpturen, die ihnen sonst verborgen blieben, werden sichtbar, und auch Maserungen und detaillierte Ansichten der Oberflächen für das bloße Auge erkennbar. „Es ist selbstverständlich nicht das Ziel, das Kunstwerk so real wie möglich zu rekonstruieren», sagt die Multimediachefin. „Die DS-Bilder sollen dem Besucher vielmehr eine erste, einfach zugängliche Idee des Oeuvres ermöglichen.“

Die Sammlung des Museums umfasst ungefähr 380 000 Werke, deren Mehrheit digitalisiert ist. Agnès Alfandari erzählt, dass viele bei ihrem Besuch ab und an eine Pause einlegen und trotzdem weiter Interessantes entdecken wollten: „Auch auf einer Bank kann man sich nun die Zeit nehmen, um eines der Artefakte detailliert zu betrachten und gleichzeitig von Erklärungen verschiedener Spezialisten zu profitieren.“ In 700 Kommentare liefern diese detaillierte Informationen.

Museumsführer und digitaler Wegweiser

Den größten Gewinn der technischen Neuerung jedoch kann jeder ermessen, der sich schon einmal in den unendlichen Labyrinthen des Mammut-Museums verlaufen hat. Hier verspricht die technische Neuerung Abhilfe: Sie fungiert nicht nur als inhaltlicher Guide, sondern auch als Navigator für orientierungslose Museumsgänger.

Super Mario trifft auf Mona Lisa â€" mit dieser zunächst bizarr erscheinenden Paarung will der Louvre auch sein Image entstauben. „Die Konsole ist ein hübsches, robustes und vor allem eben populäres Ding“, meint Agnès Alfandari, „wir zeigen: Der Louvre kann auch cool sein.“

Diebe werden übrigens kein Glück haben. Die Spielkonsolen sind außerhalb des Louvre nicht zu gebrauchen.

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