Evinghausen. Im Foyer der Waldorfschule Evinghausen herrscht rege Betriebsamkeit. Die Schüler der elften Klassen gestalten Schauwände, üben ihre Präsentationen und warten aufgeregt auf den Startschuss, um ihre Facharbeiten zu präsentieren, die sie im Laufe eines guten halben Jahres angefertigt haben.
Es ist Mittwochnachmittag, und die Vorbereitung auf die bevorstehenden drei Tage laufen auf Hochtouren. âAm Donnerstag und Freitag stellt jeder Schüler den Lehrern sein Projekt vor. Am Samstag ist die Facharbeitsausstellung dann auch für die Ãffentlichkeit zugänglichâ, berichtet Lehrerin Ulrike Kaiser, die die Veranstaltung zusammen mit einigen Kollegen koordiniert.
Vor allem die vielfältige Themenauswahl fällt bei einem Streifzug durch die Ausstellung sofort ins Auge. Die in Praxis- und Theorieteil aufgeteilten Facharbeiten könnten unterschiedlicher nicht sein: Während sich zum Beispiel Vincent Dürr an den Bau eines Kanus machte und Joschka Blaich ein altes Moped restaurierte und wieder zum Fahren brachte, konzentrierte sich ihre Mitschülerin Anna Heinsen auf einen eher philosophischen Themenkomplex.
Unter der Ãberschrift âLebensträumeâ widmet sich die Elftklässlerin den âgroÃen und kleinen Hoffnungen, die einen glücklich machen und das ganze Leben begleitenâ, wie sie erzählt. Besonders aufregend sei dabei ein Besuch in einer Grundschulklasse gewesen. Zu Forschungszwecken fragte Heinsen die Kinder nach deren Lebensträumen und bekam eine überraschende Antwort: âDie Grundschüler konnten mit dem Begriff und der Idee von Lebensträumen nicht wirklich etwas anfangen. Es scheint so, als ob sich derartige Wünsche oft erst später herauskristallisierenâ, erklärt die Schülerin.
âAllgemein scheinen in diesem Jahr eher die psychologischen und philosophischen Themen im Trend zu liegenâ, konstatiert Ulrike Kaiser beim Gang durch die Ausstellung der insgesamt 42 Waldorfschüler. Jeder Jahrgang setze neue Schwerpunkte, so auch dieser, sagt die Pädagogin.
Ein weiteres Beispiel für diese eher grüblerischen Themenfelder liefert dabei unter anderem Fabian Hastenpflug, der in den zurückliegenden Wochen und Monaten âDas Böseâ unter die Lupe nahm. Neben einer schriftlichen Arbeit versucht der Schüler, das Problem vor allem grafisch darzustellen. Hastenpflugs Skulpturen âDas Böseâ und âDas Guteâ kann man im Foyer der Arche begutachten.
Themen breit gefächert
Dort sind auch die Collagen und Arbeiten zu den Themen âFeminismusâ (Lea Engel), âAbfallwirtschaft und Recyclingâ (Simon Hagemann), die philosophisch-naturwissenschaftliche Frage nach der âZeitâ (Luka Marie Kroning) zu sehen und eine sehr detaillierte Studie über die Finanzstruktur des europäischen FuÃballverbandes UEFA und die damit verbundenen finanziellen Ungleichgewichte (âUEFA Financial Fair Playâ) von Felia Kochanek.
Manche Schüler behandelten in Theorie und Praxis allerdings durchaus schon einmal zwei ganz unterschiedliche Themenfelder. So analysierte Elena Welzel im Theorieteil ihrer Facharbeit das âChaosâ, um sich danach dem Schneidern von Abendkleidern zu widmen. Die Freiheit der Themenwahl wird hierbei ebenso deutlich wie bei Jan-Philipp Bering. Der Computerspiel-Fan schrieb seine Arbeit über die âGeschichte der Videospieleâ und veranschaulicht dieses Thema nun mit einem Brettspiel, das an âSuper Marioâ angelehnt ist.
Dass man im Rahmen einer Facharbeit allerdings auch sprichwörtlich vollen Körpereinsatz zeigen kann, stellt Anna Lena Sachau im GroÃen Saal der Waldorfschule unter Beweis. âDie Entwicklung des modernen Zirkusâ setzt die Schülerin mit einer artistischen Choreografie am Vertikaltuch um. Danach holt die Zirkusliebhaberin Hund âSammyâ auf die Bühne, um eine Tierdressur vorzuführen. Das ist vielleicht das beste Beispiel dafür, dass Facharbeiten an der Waldorfschule alles andere als trocken sein müssen.
Die öffentliche Vorstellung der Facharbeiten findet am Samstag zwischen 9 und 22 Uhr im Foyer der Waldorfschule in Evinghausen statt.
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